Vier Jahre lagen zwischen der InnoTrans 2018 in Berlin und der jüngsten Folgeveranstaltung im September 2022. Mit Spannung erwartet, zeigte die Messe: Das Interesse an und aus den Bahnbranchen ist ungebrochen groß, der Gesprächsbedarf ebenso.

Die InnoTrans in Berlin ist die weltgrößte internationale Leitmesse für Verkehrstechnik und Mobilität. Stets befindet sich der Stand von Plasser & Theurer in der Mitte des Messesegments Railway Infrastructure. Auch 2022 war er von früh bis spät sehr stark besucht: Instandhalter und Infrastrukturbetreiber treffen sich während der vier Messetage bei Plasser & Theurer. Auch, weil es stets Neues in Sachen Maschinen, Konzepte und Kooperationen gibt. Wiedersehen, Erfahrungsaustausch und Fachgespräche „live“ sind durch nichts zu ersetzen. Und obwohl die Internationale Ausstellung Fahrwegtechnik (iaf) in Münster mit allein 19 Maschinen von Plasser & Theurer erst wenige Monate zuvor stattgefunden hatte, war die InnoTrans für Besucher und Aussteller wiederum hochinteressant.

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Erster vollelektrischer Unimat für die Deutsche Bahn AG

Die DB Bahnbau Gruppe GmbH, ein Unternehmen der Deutschen Bahn AG, erhält von Plasser & Theurer die erste vollelektrische Stopfmaschine in Deutschland. Der Unimat 09‑4x4/4S Dynamic E³ muss nun als erste Maschine ihrer Art zunächst noch das aufwendige Zulassungsverfahren durchlaufen. Im Fokus stand er dennoch: Vertreter des Kunden tauften ihn gemeinsam mit Johannes Max-Theurer auf den von Mitarbeitern der Bahnbau Gruppe gewählten Namen „Hulk“. Ein grüner Weltenretter aus einem anderen Universum ist der Unimat zwar nicht, aber sein komplett grünes Stopfaggregat wird stets kraftvoll und energisch arbeiten. Zugleich trägt es dank vollelektrischem, emissionsfreiem und auch sehr leisem Antrieb zum Schutz der Umwelt bei. Dieser „Hulk“ hat also auch antriebsseitig ein grünes Herz. Mit Öko-Bahnstrom schlägt es noch grüner.

Der Unimat 09-4x4/4S Dynamic E³ ist eine All-in-one-Maschine mit elektrischem 1-Schwellen-Stopfaggregat für Strecke und Weiche, 3-Strang-Hebung und 4-Strang-Stopftechnik mit 16 verstellbaren Stopfpickeln. In den Maschinen- und Transformatorwagen ist ein Dynamischer Gleisstabilisator integriert, ein Anhänger mit Kehreinrichtung und Schotterspeicher ergänzt die in Berlin gezeigte Einheit. Der effiziente Elektroantrieb – nur bei Bedarf übernehmen Diesel und Generator – ermöglicht neben in jeder Hinsicht emissionsarmen Einsätzen auch eine signifikante Senkung der Betriebskosten. Im 2019 geschlossenen Vertrag mit der DB Bahnbau Gruppe ist eine Option für einen zweiten, baugleichen E³-Unimat vereinbart.

Eine Weltneuheit, ein ATMO und mehr

Mit der Übergabe eines ersten Modells an Andreas Matthä, Generaldirektor der Österreichischen Bundesbahnen, wurde auf der InnoTrans eine Weltneuheit gefeiert. Die ÖBB erhalten binnen fünf Jahren 56 vollelektrische Elektrohybrid-Instandhaltungsfahrzeuge. In der Regel wird mit Energie aus dem Fahrdraht gefahren oder aus der Traktionsbatterie. Ein Diesel-Powerpack ist nur noch als Backup für Ausnahmefälle an Bord. Die drei Typen entstammen einem gemeinsamen Baukasten mit vielen Gleichteilen. Sie sind Paradebeispiel für konsequent angewendetes ModularCustomizing, das die Kosten für Investition und Instandhaltung spürbar senkt.

Noch ein Einzelstück ist der Prototyp des Schienenschleifanhängers Plasser ATMO für urbane Netze, auch er war in Berlin dabei. Seine oszillierende Schleiftechnik setzt Maßstäbe. Am Hallenstand informierte das vielköpfige Expertenteam neben dem ModularCustomizing über Neuerungen in den Komplexen Machine, Fleet und Infrastructure sowie im Bereich Customer Services, darunter Life Enhancement, Öko-Retrofit und Used Machines.

Seminar zu ökologischem Wandel

Ein Seminarabend zum Erfahrungsaustausch im Umfeld der InnoTrans stand unter dem Titel „Ökologischer Wandel im Gleisbau – Chancen und Herausforderungen“. Vier Impulsvorträge aus drei Ländern rückten Umwelt und Nachhaltigkeit bei Bahnbau und Maschinenbeschaffung in den Fokus. Sarah Weber, Projektleiterin Umwelt/Nachhaltigkeit SBB, verwies beispielsweise auf die Vorbildwirkung der ersten E³-Maschine des Unternehmens Krebs Gleisbau. Es gebe nur gute Erfahrungen in der Schweiz, zudem würden die Einsparpotenziale bei Diesel und damit auch Emissionen aufgezeigt. Die Trendwende ist auch beim Maschinenpool der DB Netz AG eingeleitet. Dessen Leiter Timo Eschtruth sagte, dass es keine Diesel-Neubeschaffungen mehr geben werde, wenn Alternativantriebe möglich sind. Der genannte Unimat „Hulk“ wird die erste elektrische Maschine neben aktuell 320 selbstfahrenden, sämtlich mit Diesel angetriebenen Maschinen und Arbeitsfahrzeugen sein. Für die ÖBB-Holding AG referierte mit Sven Schirmer deren Corporate Procurement Coordinator Strategischer Konzerneinkauf, für Plasser & Theurer Andreas Prüller vom Produktmanagement. Eine Erkenntnis: Auch Instandhaltungsunternehmen wollen auf alternative, emissionsgeminderte und energieeffiziente Antriebe umsteigen. Es braucht aber noch weitere Anreize. 

InnoTrans 2022 gut besucht

Der Eindruck in den Hallen und zwischen den Exponaten täuschte nicht, die InnoTrans war nach der Pandemiepause besucherstark zurück. Der Veranstalter Messe Berlin zählte trotz vereinzelter Reisebeschränkungen 137.394 Besucher an den vier Messetagen (2018: 153.421), sie kamen aus 131 Ländern (149). 2.834 Aussteller (2018: 3.062) aus 56 (61) Ländern präsentierten diesmal rund 250 Weltpremieren und 128 Schienenfahrzeuge im Original. Knapp 60 Prozent der Fachbesucher kamen aus dem Ausland, zwei Drittel davon aus Ländern der EU. Die nächste, 14. InnoTrans auf dem Berliner Messegelände findet vom 24. bis 27. September 2024 statt und damit wieder im gewohnten Zweijahresabstand.