Rückblick: WCRR 2019 Tokio

WCRR 2019 Tokio

Zum Stand der Forschung

Die Eisenbahnwelt ist im Wandel. Digitalisierung ist ein Begriff der Stunde, Klimaschutz ein anderer. Wenn Batteriezüge getestet, Hybrid-Lokomotiven und Brennstoffzellen-Triebwagen bereits erfolgreich eingesetzt werden, dann ist das ebenso ein Zeichen des rasanten Fortschritts in einer sich ändernden Welt wie eine vollelektrische Gleisbaumaschine. Der schon grundsätzlich umweltverträgliche Verkehrsträger Schiene wird verstärkt als System verstanden, als System Eisenbahn vom Nahverkehr bis zum Hochgeschwindigkeitszug, von der Entwurfsplanung bis zur Entsorgung, vom Kurzstreckenticket bis zur Neuen Seidenstraße, von der Oberleitung bis zum Unterbau. Alles ist vernetzt. Weltumspannend. Das gilt auch für die Eisenbahnforschung, an Universitäten wie in Unternehmen. Ein Ausdruck dieser Kooperationen ist der seit 1994 stattfindende Weltkongress für Eisenbahnforschung, der „World Congress on Railway Research, kurz WCRR.

1994 begann die WCRR-Reihe in Paris, maßgeblich initiiert von mehreren großen Bahnunternehmen. Seither reist der weltweit wohl wichtigste Bahn-Fachkongress um den Globus, machte 2019 zum zweiten Mal nach 1999 in Tokio Station. Über 1.000 TeilnehmerInnen, 630 eingereichte Paper und rund 300 Vorträge an vier Tagen – die Themenvielfalt ist ebenso beachtenswert wie die fachliche Tiefe. Manches Plenum ist hochkarätig besetzt, die Darstellungen gehen auf hohem wissenschaftlichem Niveau bis ins Detail. Wenn hier „Forschung und Entwicklung für die Zukunft der Eisenbahnen“ besprochen werden, dann hat das Gewicht. Im Rahmen solch eines Forums verkündeten die französischen Staatsbahnen, dass sie 2035 keine Diesellok mehr einsetzen werden. Auch die Magnetbahn ist noch ein Thema. Aus speziell japanischen Erfahrungen resultierten Tagesordnungspunkte, die sich mit Naturkatastrophen wie Erdbeben und ihren Auswirkungen auf sämtliche Aspekte der Eisenbahntechnik befassten. Verstärkt wurden auch die Auswirkungen des Klimawandels thematisiert und wie der Beitrag der Bahnen zur Milderung der Folgen aussehen kann. Begleitet war der WCRR 2019 von einer kleinen Ausstellung.

In Tokio wurde diskutiert, wohin der Weg führen wird – auch bei der Infrastruktur und ihrer Instandhaltung. Bei allen Unterschieden wollen die Bahnen aller Kontinente stets sichere und komfortable Mobilität der Menschen und nachhaltigen, effizienten Warentransport gewährleisten. Da dürfen Aspekte von Bahnbau, Energieversorgung und prädiktiver Instandhaltung nicht fehlen. Fragen des Risikomanagements von Gleis und Weiche, künftige Anforderungen an die Stopftechnik und neue Instandhaltungskonzepte rund um Tunnelstrecken bis hin zum Digitalen Gleis, zu Big Data, BIM und der heutigen Messtechnik standen im Fokus. In eine andere Richtung wies die Frage, wie sich das Gleis unter Achslasten um 30 Tonnen verhält.

Forschen für die Schotterqualität

Die Mischung von Grundlagenforschung und angewandter Forschung durch Bahnen, Wissenschaftler und Industriepartner macht den WCRR einzigartig. Im Detail wurde beispielsweise erörtert, inwieweit eine Relation zwischen der beim Stopfen eingebrachten Energie und der Qualität des Oberbaues besteht. Vertreter der mit Plasser & Theurer kooperierenden Universität Wien stellten das Projekt vor, das letztlich zu einer verlässlichen Qualitätsaussage zum Stopfergebnis durch Messung bestimmter Parameter an der Maschine führen wird. Durchgeführt wurden die Versuchs- und Messreihen mit dem Dynamic Stopfexpress 09-4X E³. Es zeigte sich, dass die Messwerte nicht nur für eine Optimierung des Ergebnisses und dessen Dokumentation zu verwenden sind, sondern auch eine Vorhersage zum Schotterzustand und damit Daten für einen davon abhängigen Stopfprozess liefern können.

Der 13. World Congress on Railway Research findet vom 6. bis 10. Juni 2022 in der britischen Universitätsstadt Birmingham statt.