MTW 100

Wenn es um Bau und Instandhaltung von Oberleitungsanlagen geht, ist der vielfältig einsetzbare und individuell konfigurierbare vierachsige Motorturmwagen MTW 100 die erste Wahl.

MTW 100 – ein Begriff im Bahnbau, ein Begriff für Bau und Instandhaltung von Oberleitungsanlagen. Seit drei Jahrzehnten gibt es vierachsige Motorturmwagen (MTW) von Plasser & Theurer. Die Oberleitungsbaumaschine MTW 100 ist eines der Erfolgsmodelle mit internationaler Verbreitung. Aktuelle Versionen zeigen, was heute in dieser Leistungsklasse machbar ist. Mehr noch: Als HTW 100 E³ ist eine Hybridversion mit elektrischem Antrieb nach intensiver Testphase bereits im realen Einsatz anzutreffen. Vor Kurzem ausgelieferte MTW 100.216 – so die genaue Typenbezeichnung – und der HTW 100 E³ repräsentieren eine Technologie, die sich durchgesetzt hat und viele Einsatzmöglichkeiten bietet. Der Stand der Technik spiegelt sich äußerlich im neuen Kabinendesign wider, das neben der attraktiven Optik auch viele innere Werte hat.

Alle Zutaten für eine Erfolgsgeschichte

Ausstattung, Aufbau und Erscheinungsbild können von Auftrag zu Auftrag, von Kunde zu Kunde und von Land zu Land etwas variieren, doch diese leistungsfähigen Drehgestellvierachser haben vieles gemeinsam: frei verschwenkbare oder mehrteilige Arbeitsbühnen, geräumige Kabinen samt Werkstattraum, einen starken, universell verwendbaren Kran, Messeinrichtungen und geballtes technisches Know-how – das bieten alle MTW 100.216/HTW 100 E³, genannt „schwere Motorturmwagen“. Für die jüngsten Vertreter ihrer Bauart sind Arbeitseinsätze in mehreren Ländern Europas geplant. Zwei wurden im ersten Halbjahr 2019 fertiggestellt, in Betrieb genommen und ihren Betreibern übergeben: Für das Unternehmen Rhomberg Fahrleitungsbau GmbH wurde ein in Österreich stationierter und zudem für Deutschland und die Schweiz zugelassener MTW 100.216 im Januar 2019 ausgeliefert. Rail Power Systems Deutschland erhält sein Fahrzeug im Mai 2019, das auch für Baustellen in Nordeuropa vorgesehen ist und die betrieblichen Einsatzbedingungen berücksichtigt.

Die MTW 100 sind Gleisarbeitsfahrzeuge mit dieselhydraulischem Antrieb (Hydrostat), optimiert für sicheres, ergonomisches, effizientes und ökonomisches Arbeiten an der gesamten Oberleitungsanlage elektrischer Eisenbahnstrecken. Der schwere Motorturmwagen MTW 100 dient dem Neubau von Oberleitungen ebenso wie dem Umbau, der Instandhaltung und der Inspektion. Er kann sogar bei Störungsinterventionen hilfreich eingesetzt werden, ist universeller, leistungsstärker und somit vielfältiger nutzbar als kleine, zweiachsige Maschinen. Dank Regelfahrzeugbauweise und 100 km/h Überstellgeschwindigkeit kommen nicht nur Personal und Material im MTW 100 schnell und direkt zur Einsatzstelle, er kann auch angehängte Montage-, Güter- oder Transportwagen mitführen und weist dabei eine hohe Anfahrzugkraft auf. Die stetige Optimierung für die jeweils individuell vorgesehenen Einsatzbereiche und -orte ergibt im Zusammenspiel mit dem Kunden und ihren Mitarbeitern eine perfektionierte, doch auch universell einsetzbare Oberleitungsbaumaschine.

Sicheres Arbeitsumfeld in allen Höhen

Dank durchdachter Anordnung aller Komponenten muss das Fahrzeug während der Arbeit nicht verlassen werden. Eine seitlich versetzte Anordnung der Bühne, wie beispielsweise beim HTW100 E³ und MTW 100 für Rhomberg verwirklicht, bietet einen breiteren Durchgang zwischen den Fahrzeugenden. Das ist positiv für die Sicherheit der eingesetzten Kräfte und spart Zeit. Eine Fronttür ermöglicht den direkten Übergang auf einen kranseitig angehängten Transportwagen. Eine effektive Umfeldbeleuchtung am Rahmen erhellt blendfrei die Umgebung des MTW. Das begehbare Kabinendach ist seitlich mit klappbaren Geländern ausgerüstet, der Weg zwischen beiden Kabinen ist ebenfalls gut gesichert. Eine dreigeteilte Hubarbeitsbühne in Fahrzeugmitte erlaubt je nach Ausführung gleichzeitiges Arbeiten in verschiedenen Höhen und verschiedenen seitlichen Entfernungen von der Gleisachse. Alternativ möglich ist eine hydraulische, frei verschwenkbare Hubarbeitsbühne mit noch größerem Arbeitsradius. Auch der Kran wird in der Regel mit einem Arbeitskorb ausgestattet. Hier sind wiederum unterschiedliche Ausführungen möglich: Mit absenkbarem Geländer versehen, kann der Korb auf dem Dach des MTW 100 abgelegt werden. Alternativ legen ihn Betreiber auf einem angekuppelten Waggon ab. Kran-, Bühnen-,  Korblast und die Belastung der Fahrdrahtdrückanlage werden während des Betriebes automatisch erfasst und überwacht. Das dient der Sicherheit von Mitarbeitern und Technik, und es schützt vor Überlastung. Wegen der schweren Bauweise des MTW 100 und der großen Standsicherheit kommt er zumeist ohne Abstützung beim Arbeitsbetrieb aus. Das spart Zeit und Personal, denn der MTW bleibt dabei ferngesteuert verfahrbar. Lediglich hohe Lasten und große Reichweiten erfordern den Einsatz der hydraulischen Abstützungen.

Serienmodell mit Spielraum zur Individualisierung

In den Kabinen mit unterschiedlicher Größe können neben den Fahrständen für den Maschinenführer und Lotsen je nach Anforderung ein Sozialraum, weitere Sitzplätze für die Mitarbeiter, ein Werkstattraum und Lagerkapazitäten untergebracht werden. Jeder MTW ist bei aller Ähnlichkeit der Maschinen individuell auf Betreiber, Einsatzkonzept und Arbeitsaufgaben zugeschnitten. Spezialisierungen lassen sich mit vielfältigen Varianten umsetzen, von der Werkstattgröße über die Leistung des Krans, die Art der Hubarbeitsbühnen und die Form des Aufbaus bis hin zur Fahrdrahtmessanlage.

Beim Antrieb zeigen die schweren Motorturmwagen alle Merkmale moderner, vielseitiger und ökonomisch einsetzbarer Arbeitsfahrzeuge. Der Hauptdiesel ist unterflurig im Fahrzeugrahmen montiert; hydrostatisch angetrieben sind zwei von insgesamt vier Radsätzen. Der hydrostatische Arbeitsfahrantrieb mit Lamellenkupplung hat mehrere Vorteile:

  • Schalten während der Fahrt möglich
  • hohe Zugkraft
  • verlustfreies Bremsen bis fast zum Stillstand

Der Hybrid-Motorturmwagen HTW 100 E³ erhält zusätzlich zu dem hydrodynamischen Überstellfahrantrieb einen elektrischen Arbeitsfahrantrieb. Dieser arbeitet stets vollelektrisch und ist dafür mit starken Batteriepacks an Bord für langes, emissionsfreies Arbeiten und auch für Verfahren am Einsatzort ausgestattet. Je nach Anforderung sind selbstverständlich emissionsarme, zum Schallschutz eingehauste Dieselmotoren nach jeweils bestem Abgasstandard, SCR-Katalysator mit AdBlue und ein integrierter Partikelfilter vorgesehen.

Pantograf zur Erdung und Messung

Einen Pantografen tragen die MTW 100 zwar, doch er ist kein Stromabnehmer. Pantografen auf dem Kabinendach dienen je nach Ausstattung nur der Reststromerdung der Oberleitung oder auch als zusätzliches Messinstrument für die Fahrdrahtlage neben der statischen Höhenmesseinrichtung. Der Pantograf ermöglicht dynamische Messungen der Fahrdrahtlage unter Anpressdruck, also unter realistischer Belastung der Oberleitungsanlage. Wird er für Messungen bei eingeschalteter Fahrdrahtspannung verwendet, so sichert ein eigener Erdungstrennschalter die Maschine ab. Zur Grundausstattung gehören zudem zwei vollhydraulische Fahrdraht- und Tragseilpositionierer sowie ein Fahrdrahthöhenrichtmastturm für die Fahrdrahtmontagearbeiten.