Abhinav Sharma ist Supervisor auf der 08-275 Unimat 3S und beruflich in ganz Indien unterwegs: „Ich arbeite meist weit weg von zu Hause. Meine Heimat ist Andhra Pradesh, dorthin braucht man von hier, wo wir gerade sind, zum Beispiel zwei Tage mit dem Zug. Natürlich vermisse ich meine Familie, die sehe ich nur zwei Mal im Jahr. In unserem Job kommt man eben nicht so oft heim, damit muss man leben lernen.“
Das Heimweh packt Abhinav und vor allem seine jungen Kollegen immer wieder. Das Motto lautet deshalb: Ist die eigene Familie nicht da, springt das Team in die Bresche: „Wenn ein Kollege traurig ist, kommen wir zusammen und nehmen ihn in den Arm: Ich bin deine Familie, du bist meine. Lass die Sorgen los. Wir sind wie Brüder von verschiedenen Müttern.“
Manchmal arbeiten wir bei 50 Grad
Dass Abhinav seinen Job trotzdem gern macht, hat vor allem mit seiner Begeisterung für Technik zu tun: „Mein Vater ist Techniker. Deshalb interessiere ich mich seit meiner Kindheit für Geräte aller Art und bin schon früh in den Beruf des Maschinisten hineingewachsen.“ Was den Job zusätzlich sehr anspruchsvoll macht, sind die extremen Wetterbedingungen in Indien: „Manchmal arbeiten wir bei 50 Grad in Rajasthan, gleich danach dann vielleicht in Delhi, bei 10 Grad im Winter, das kann schon enorm herausfordernd für die ganze Mannschaft und auch für die Maschinen sein. Da gibt es hin und wieder Schwierigkeiten, aber damit muss man umgehen und nach vorne schauen.“
So fordernd der Job auch sein kann, dass sie mit ihrer täglichen Arbeit einen großen Beitrag für Indien und seine Menschen leisten, steht für Abhinav außer Zweifel: „Die Bevölkerung ist riesig und Züge sind sehr wichtig. Wenn ich von hier irgendwohin will, ist ein Flug sehr teuer, das kann sich nicht jeder leisten. Aber Züge sind günstig. Der Ausbau der Bahn ist ein Projekt, das viel verändert in Indien.“
Allein am NDLS, dem größten Bahnhof von Neu-Delhi, werden täglich bis zu 700.000 Fahrgäste mit Destinationen aus und nach ganz Indien abgewickelt, Tendenz steigend. Um dieses gigantische Bahnsystem mit seinen tausenden Kilometern Schienen am Laufen zu halten und ständig zu erweitern, braucht es Menschen wie Abhinav und seine Kollegen: „Wenn wir mit unserer Arbeit fertig sind, können all diese Menschen wieder mit ihren Zügen ins ganze Land fahren. Das macht uns sehr glücklich und stolz. Wenn ich dann einen Zug sehe, freue ich mich und denke: Wir haben das Gleis gemacht!“